Der Solo-Meister tritt ab: Danke Simon für viereinhalb gemeinsame Jahre bei ToL

Wie ihr bestimmt schon aus sozialen Medien oder unserem Auftritt beim Lichterfest im Fredenbaumpark mitbekommen habt, geht nach mehr als vier Jahren ein Kapitel bei uns zu Ende: unserer Gitarrist und Gründungsmitglied Simon Hofstetter hört bei uns auf und geht neue Wege, bzw. seinen Weg weiter. Circa einen Monat nach seinem letzten Konzert mit uns, haben wir uns mit Simon für ein kleines abschließendes Interview zusammengefunden.


Hallo Simon, danke dir, dass du dir die Zeit nimmst. Zu Beginn von ToL sagtest du im Interview, du hättest ein Projekt gesucht, mit dem man einen Schritt weiter gehen kann, Musik für andere Leute spielen, bisschen was von der Umgebung sehen und unsere Musik in die Welt tragen. Inwiefern siehst du diese Ziele erreicht oder nicht erreicht?

Für mich persönlich ist es auf jeden Fall ein Schritt nach vorne gewesen was die Musik angeht und vor allem auch das Musik-ins-Ruhrgebiet-Tragen, weil wir einfach Musik spielen konnten. Wir haben sehr sehr viel gespielt, ähm, in Dortmund und Umgebung, das fand ich sehr toll. Und haben halt auch unsere eigene Note mit reingebracht, was mir immer sehr wichtig war. Was mir son bisschen gefehlt hat, ehrlich gesagt, war wirklich die eigene Musik in die Welt zu tragen. Die Eigenkompositionen, das Schreiben und Arbeiten an eigenen Tracks, aber dafür war das Projekt ja auch als Coverband gestartet und diesen Teil haben wir ziemlich gut umgesetzt und etabliert.

Jetzt wo wir schonmal den Rückblick wagen, welches war eigentlich dein bestes Erlebnis mit Trials of Life?

Es gab viele gute Erlebnisse, ähm, ich muss sagen der beeindruckendste Gig, so allein von der Atmosphäre, war in der Westfalenhalle. Halle 1 war echt ziemlich krass und ich hab selten Vergleichbares erlebt. Aber auch die kleinen Gigs: also ich fand immer Gigs, wo die Menschen gut drauf waren, waren mein Highlights. Weil dann hatte ich das Gefühl, dass wir auch sehr gut drauf waren und auch die Energie aufnehmen konnten.

Und welches war dein ungewöhnlichstes Erlebnis mit ToL?

Äh, ich glaube die Parkplatzschlacht, wo wir einfach gegen Kevin gerannt sind, war auf jeden Fall sehr ungewöhnlich, wo er total umgeflogen ist. Und dieser Weinkeller, wo es so super eng war, und wir auf der Treppe gespielt haben. Das war auch ungewöhnlich, weil ich glaube ich noch nie so wenig Platz bei nem Gig hatte.

…und uns fällt dann noch die allererste Probe mit Rapha ein, wo dein Wagen liegen geblieben ist.

Oh ja (lacht), das stimmt, das hab ich schon längst verdrängt.

Welchen Song hast du am liebsten mit uns gespielt und warum?

Oh, ich überlege gerade. Was sofort hochkommt ist Englishman [in New York]. Den hab ich immer gerne gespielt, obwohl da eigentlich wenig passiert, aber irgendwie fand ich den Vibe da immer ganz gut. Das war ja auch einer der ersten Tracks, den wir so zusammen gespielt haben. Was ich auch immer gut fand war Billy Joel, was ham wa da gehabt, You May Be Right, Piano Man, aber vom Bauchgefühl würde ich Englishman sagen.

Du hattest bei Teilen der Band den Titel des Solo-Meisters inne. Hattest du bei ToL ein favorisiertes Solo bzw. eine Stelle, an der du immer sehr gerne dein Solo improvisiert hast?

Ich muss sagen, ich hab am Liebsten über nen Blues gespielt. Also über Rocking All Over The World, das fand ich immer mit am Besten. Da hatte ich so das Gefühl, dass ich die Harmonien n bisschen mehr outlinen konnte, als bei manchen anderen Sachen, wo ich immer eher drüber geshreddet habe. Und manchmal ham wir auch Standards gespielt, die hab ich auch immer gerne gespielt, aber das war jetzt nicht unser Kernrepertoire.

Zum Abschluss deiner Zeit bei ToL, was bleibt von ToL? Du kannst es so offen beantworten, wie du magst.

Sehr sehr viel Erfahrung, die super wichtig ist als Musiker. Was Live-Gigs angeht, die ganze Logistik, Auf-/Abbau. Alles was dann quasi da drum noch passiert, das Zwischenmenschliche, wie stimmt man sich mit ner Band ab. Sehr gute Erfahrungen, auch irgendwie stressige Erfahrungen: da mal das durchlebt zu haben ist glaub ich für meine berufliche, als auch musikalische Perspektive und Laufbahn total wichtig. Ganz viel Freude, ich muss sagen, mit euch Musik zu machen, hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Ich habe ganz viel rausgefunden für meinen eigenen Sound: was funktioniert, was funktioniert nicht. Das ist, glaub ich, gerade an der Gitarre so ein Prozess der irgendwie passiert, mal schneller, mal langsamer. Durch die Erfahrung eher schneller, oder irgendwie ganz gut, da mal verschiedene Sachen ausprobiert zu haben.

…und der Kemper (lacht).

Der Kemper bleibt tatsächlich nicht (lacht). Den verkauf ich aktuell und steig doch wieder auf ne kleine Combo um. Also ich spiel jetzt ab und zu zwar noch so Rock-Pop-Zeug, aber das funktioniert mittlerweile aber auch wieder ganz gut mit ner Combo und n paar Pedalen. Und ich bin ehrlich gesagt erschlagen vom Kemper. Das ist mir zu viel, da kann ich zu viel mit machen.

Jetzt hast du auch quasi schon zur letzten Frage übergeleitet: magst du uns vielleicht noch einen kurzen Ausblick geben, was auf deinen „Wegen des Lebens“, um sich auf den Namen Trials of Life zu beziehen, jetzt als Nächstes kommt. Also was ist dein nächster musikalischer Schritt?

Auf jeden Fall viel Big Band. Ich spiel sehr viel Big Band, wir waren jetzt mit der GBJA und dem East West European Jazz Orchestra auf Tour in Prag, ich spiel jetzt in Karlsbad, da sind wirklich sehr sehr gute Leute/Musiker*innen, sehr taffes Programm. Ich spiel jetzt bei Evgeny Ring in der Combo, das ist nochmal ne ganz andere Art des Musizieren, sehr sehr komplexe Musik, sehr sehr viel improvisierte Musik. Dann hab ich noch ein Trio, mit dem ich spiel. Da versuchen wir gerade auch so unseren eigenen Stil zu finden, es geht wahrscheinlich in die Fusion Richtung. Wir würden uns auch gern erweitern um ein Horn, d.h. Tröte oder Saxophon und sind da auf der Suche. Versuchen eigenes Zeug zu schreiben. Also der Fokus ist schon stark auf Jazz und improvisierter Musik.

Dann sagen wir vielen Dank für dieses abschließende Interview und wünschen dir auf diesem Weg alles Gute.

Ja danke, euch auch alles Gute!